Mein erster Marathon

Der höchste Punkt ist überschritten, es geht nur noch bergab
Der höchste Punkt ist überschritten, es geht nur noch bergab

Koralm Crossing -  Dieser Trail ist das erste große Ziel, dass mir in den Sinn gekommen ist, seit ich vorsätzlich Trailrunner geworden bin. Nochdazu ist es mein erster Lauf über die Marathondistanz. 44 Kilometer und 1800 Höhenmeter von der Soboth auf die Pack.

As simple as that!

 

Und am 30. Juli 2016 hab' ich dieses Ziel erreicht. Klingt wie ein großer Erfolg, oder?



30.7.2016 - 8:00 - Soboth Kirche:

Wir steigen aus dem Auto aus. Wer wir? Patrick, mein Mann für die langen Läufe (er kann mich zur Not tragen). Erprobter Marathoni, Trainingsmachine und fellow gearjunkie/fanboy. Maria, eine Freundin seit Teenagertagen und die Frau von Patrick. Läuft auch gerne und viel. Und ICH.

Die letzten Vorbereitungen. Schuhe zu, Brille auf und ein Beweisfoto vor der Kirche. Maria gebührt Lob und Dank, denn sie hat sich bereit erklärt uns auf die Soboth zu bringen und auf der Pack wieder aufzusammeln. Damit sie aber auch was anderes tut außer Autofahren, läuft sie ein Stück mit uns mit.

Wir starten also. Lockeres Tempo, alles andere wäre Wahnsinn. Die erste Weggabelung nach 500 Metern verwirrt uns schon mit zwei verschiedenen Wegen zum selben Ziel. Der Track auf der Uhr sagt links, mein Gefühl rechts. Zugegebenermaßen sind meine gpx Tracks oft nicht die zuverlässigste Variante, weil ich die ungute Angewohnheit habe unmarkierte Wege von outdooractive zu verwenden. Beim Trail Fail ist mir das ja schon ziemlich zum Verhängnis geworden. Nach ein paar Psychospielchen von Patrick entscheide ich mich für links. Was natürlich ein Fehler war. Der Weg ist anfangs schön, drängt uns aber nach einiger Zeit nach Westen ab. Die Weigweiser schildern aber immer noch brav die Dreieckshütte aus. Bis zu einer gewissen Kreuzung wo plötzlich kein Schild mehr steht. Wir befinden uns schon weit westlich des gpx Tracks, aber es war keine anderere Abzweigung ersichtlich. Wir beschließen uns nicht länger an die Forststraße zu halten (die natürlich auf die Hütte geführt hätte), sondern machen uns mit unseren Ambits auf die Suche nach dem Track. Maria verabschiedet sich und läuft zurück. Der "Track" wird schließlich gefunden und ist ein total verwachsener Weg, der nach 20 Metern im Wald endet. Bravo. Jetzt kommt meine Sturheit zum Zug. Wir haben schließlich schon einiges an Zeit liegengelassen und wahrscheinlich auch den einen oder anderen Kilometer draufgepackt. Ich steuere mit der Uhr also durch das steile und völlig weglose Fichtendickicht. Nach 20 Minuten erreichen wir dann endlich eine Forststraße (die wir selbstverständlich genommen hätten, wären wir anfangs rechts abgebogen). Back on track.

Patrick beim flanieren
Patrick beim flanieren

Die Dreieckshütte ist schnell erreicht und wir kommen erstmals aus dem Wald heraus. Der Ausblick auf die Weststeiermark kann sich sehen lassen. Der Weg ist logischerweise sehr flach uns ich kann durchgehend laufen. Vor uns baut sich aber schon der Gipfel des Speikkogels auf und lässt einen etwas steileren Anstieg erahnen. Genauso ist es dann auch. Ich gehe, Patrick langweilt sich und streut ein paar Uphill Intervalle ein. Nach genau drei Stunden und 20 km erreichen wir schließlich den 2140 Meter hohen Gipfel. Alles im Plan. Von jetzt an geht's eigentlich nur bergab und wir haben schon fast die Hälfte der Strecke. Beim Nachrechnen überfällt mich allerdings ein ungutes Gefühl. Ich hab' im Kopf, dass es auf der Weinebene ~23 Kilometer sein sollten. Aber ich weiß mit 100 prozentiger Sicherheit, dass es vom Gipfel 7 Kiliometer bis dorthin sind. Das würde heißen, dass wir vier Kilometer mit dieser verdammten Abzweigung aufgerissen haben. Wenn das nur mal gut geht. Es hilft ohnehin nichts. Runter vom Gipfel, rauf auf den Seespitz für das Gipfelselfie mit Goldhauben. Die nächste Etappe kenne ich wie meine Westentasche und ich weiß, dass es sich ziehen kann. Und das tut es auch. Meine linke Wade und mein rechtes Knie melden Beschwerden an. Vielleicht hätte ich doch mehr Trainieren sollen. Ich bin dieses Jahr im Schnitt nur ~25 Kilometer pro Woche gelaufen. Genau die Distanz bei der jetzt die ersten Wehwehchen anfangen. Es hilft jetzt aber ohnehin nichts.

Kilometer 25. Ende der Komfortzone
Kilometer 25. Ende der Komfortzone

Nach vier Stunden auf der Weinebene angekommen, gibt's eine Halbe Apfelsaft mit einem Teelöffel Salz. Es ist ein wolkenloser Tag, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht.
Es wartet der letzte ernstzunehmende Anstieg auf die Handalm. Sehr steil, deswegen hab ich immer gewusst, dass hier gegangen wird. Ich hätte aber langsamer gehen sollen. Oben angekommen bin ich mehr als angezählt. Beide Beine tun jetzt ungut weh und ich kann weder im Flachen noch im sanften Downhill zügig laufen. Das liegt aber nicht nur an den Schmerzen, ich bin auch sonst völlig ausgelaugt. Und wir haben erst Kilometer 29. In der nächsten Stunde schaffen wir nur sieben Kilometer, obwohl es meistens bergab geht. Meine Wade schmerzt bei jedem Schritt und das Knie versucht mit der Wade mitzuhalten. Ich kann nicht sagen was genau mir mehr weh tut. Singletrails werden in weiterer Folge gehumpelt und sobald es auch nur ein wenig bergauf geht muss ich gehen. Ein neugieriger Jungstier wird auf uns aufmerksam und ich frage mich, was ich machen soll wenn er beschließt, dass wir eine Bedrohung darstellen? Weglaufen? Ich glaube kaum.

Für die letzten 10 Kilometer haben wir dann über eineinhalb Stunden gebraucht - bergab! Patrick muss ich an dieser Stelle eine großes Lob aussprechen, ich glaube er hat sich schon echte Sorgen gemacht. Er hat mich auf den letzten 10 mit immer kleiner werdenen Zwischenzielen am Laufen gehalten. "Nur mehr 150 Meter, dann gehen wir wieder 500 Meter" Er hat sich wirklich aufgeopftert. Ich bin eigentlich aber nur mehr schnell oder langsam gegangen. Am schlimmsten war, dass wir die Pack schon drei Kilometer vorher gesehen haben. Nach den angepeilten 44 Kilometern. Schlußendlich waren es dann fast 48 dank des "Ohrwaschls", dass wir zu Beginn eingebaut haben.

ABER wir haben es geschafft. Die letzten Meter zu Kirche bin ich dann sogar noch gelaufen.

SIEBEN STUNDEN UND FÜNFZIG MINUTEN. Hawidere.

 

Der Applaus gebührt Maria und Patrick.



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Kommentare: 2
  • #1

    Jenni Johnston (Dienstag, 07 Februar 2017 10:33)


    Appreciate this post. Will try it out.

  • #2

    Vince Dashner (Freitag, 10 Februar 2017 02:00)


    Keep this going please, great job!